Pantomime für Flüchtlingskinder

 Pantomime

Die SMV der Mittelschule Seubersdorf hat in den vergangenen Wochen ein Förderprogramm für die Flüchtlingskinder geplant. Am Freitag, den 03. Juni wurde das Projekt gleich mit einem Highlight eröffnet. Der Schauspieler und Choreograf Georg Sosani aus Regensburg, der unter anderem auch das Ensemble der „Traumfabrik“ trainiert, folgte unserer Einladung an die Schule.

Sosani ist ein Meister der nonverbalen Kommunikation, ein außerordentlicher Bewegungs- und Mimenkünstler. Seine Sprache sind Mimik, Körperausdruck und Gesten, ein Blick oder das Spiel der Hände. Durch die exakte Steuerung sämtlicher Muskeln erreicht er besondere Ausdrucksstärke. Wie die Kunst solcher Darstellung funktioniert, hat der aus Georgien stammende Sosani unseren Asylkindern an verschiedenen Beispielen nähergebracht. Dabei blieb es für die Kinder längst nicht beim Zuschauen, denn alle durften von Beginn an aktiv werden und selbst Gesicht und Körper ‚sprechen‘ lassen. Es fiel ihnen teils nicht leicht, in einer bestimmten Haltung zu verharren. Immer wieder konnte sich so mancher das Lachen nicht länger verkneifen, weil es so lustig war.

Sosanis erste Übungsreihe beinhaltete imaginäre Gegenstände wie etwa die allseits bekannte Glasscheibe, an die man nacheinander die Hände presst. Nur durch einen kleinen extra Impuls kurz vor der Scheibe erzielt man den echt wirkenden Effekt. In der zweiten Übungsreihe sollten die Schüler Gefühle wie Angst, Glück, Wut und Trauer darstellen. Im Verlauf des Trainings zeigte sich, dass einzelne Schüler erst noch ‚lernen‘ müssen innere Barrieren zu überwinden. Und genau darauf zielte die Aktion: Ganz aus sich herauszugehen und ungehemmt zu agieren ist eines der entwicklungspsychologischen Ziele, das man über die Pantomime bei Kindern erlangen möchte. Gerade einige unserer Flüchtlingskinder mit leidvollen Erlebnissen und Erfahrungen profitieren von solcher Förderung. Persönliche Entfaltung durch Stärkung der Selbstwahrnehmung und des Selbstvertrauens lautet in diesem Zusammenhang das Motto.

Ein weiteres pädagogisches Ziel des Darstellenden Spiels bezieht sich auf die körperliche Kommunikationsfähigkeit an sich. Kinder erleben und erfahren, dass man sich auch nonverbal dem Anderen mitteilen kann und dabei bestimmte Botschaften aussendet. Und über genaue sinnliche Wahrnehmung der Körpersprache des Gegenübers lassen sich wiederum dessen Absichten interpretieren, wodurch sich eine differenzierte Beobachtungsgabe beim Kind herausbildet. Nicht zuletzt werden durch die Gruppenarbeit beim Theaterspielen auch soziale Ziele angestrebt wie zum Beispiel die Entwicklung von Disziplin, Kooperations-  und Kritikfähigkeit. Es war deutlich zu beobachten, wie auch Sosani konsequent auf die Erreichung und Einhaltung dieser Qualitäten bei seinen jungen Akteuren achtete. Dass die Asylkinder Vertrauen gewinnen, war ihm aber das größte Anliegen. Die Kinder hatten viel Freude an dieser Veranstaltung! Das konnte jeder Zuschauer ganz klar an der Körpersprache wahrnehmen! Und sehr gestaunt haben wir über den Schüler Saleh Khaled, der schon so gut Deutsch versteht, dass er als Dolmetscher fungieren konnte! (ir)

Bericht im Neumarkter Tagblatt vom 08.06.2016